Wie man mit der scheinbaren Auflösung eines sogenannten Restrisikos die Wahl gewinnt? Merkel kündigte 2011 nach dem Super-GAU in Fukushima an, alle deutschen Atomkraftwerke bis 2022 abzuschalten. Das Restrisiko sei in der heutigen Zeit für die Gesellschaft nicht mehr akzeptabel. 2019 dreht die Welt sich um das Restrisiko Coronaviren oder genauer SARS-CoV-2. Und auch diesmal könnte die CDU/CSU die nächste Bundestagswahl gewinnen, als Volkspartei, die die Gesellschaft vor einem Restrisiko befreit! Oder dem Volk nach dem Mund redet.
Oberflächlich betrachtet machte das durchaus Sinn. 80% der Bevölkerung begrüßte damals wie heute den Beschluss der Regierung. Aber die Reaktoren in Deutschland stehen in keinem Erdbebengebiet und ein Tsunami ist ausgeschlossen. Die schrecklichen Bilder aus Japan hatten sich in unseren Köpfen eingebrannt, die Emotion hatte über die Ratio gesiegt. Die Atompartei CDU nutzte diese Angst der Bevölkerung schamlos aus und vollführte einen beispiellosen Rückwärtssalto, der im Ergebnis den Strompreis und den CO₂-Ausstoß in die Höhe trieb. Kernkraftwerksbetreiber erhielten Schweigegeld aus Steuermitteln.
Und heute 2019 treiben die Bilder aus Bergamo und New York die Bevölkerung in die offenen Arme von Merkel. Mutti wird uns beschützen und vom Restrisiko einer Infizierung befreien. Kollateralschäden, das Verfehlen der Klimaziele und das Aussetzen des Grundgesetzes bezahlen wir gerne mit unseren Steuern (und Daten). Wer 2021 die Bundestagswahl gewinnen dürfte, können wir also schon ahnen. Ein Blick in die Geschichte ist oft lehrreich. Ein Restrisiko wird immer bleiben.