Zuerst möchte ich über die weiteren Entwicklungen des gestrigen Tages (11.1.2021) berichten.
Woran lage es, dass die Videokonferenz der dritten Klasse am ersten Tag ohne Lehrerin stattfand? Es lag an einem “Leerzeichen”. Da dieser Fehler vermutlich auch andere Klassen und Lehrer*innen betreffen kann, möchte ich das hier kurz erläutern. Es unterstreicht auch meine Forderung, dass schon sehr früh damit begonnen werden sollte Grundlagen des Internets zu unterrichten. Dazu habe ich auch das Märchen und Sachbuch “Alice im Neuland” geschrieben, das sich ab dem Grundschulalter als Einführung ins Internet eignet.
Aber der Reihe nach.
Um 11:17 Uhr erreichte mich folgende Mail unserer Lehrerin:
Liebe Eltern,ich habe gesehen wie begeistert viele Kinder heute erwartungsvoll auf den Schulbeginn gewartet haben und schon Arbeitsblätter bereit und ausgefüllt hatten. Vielen Dank für Ihre Mühe zuhause! Es tut mir sehr Leid, dass der Erfolg der meetings so gering ist! Ab morgen bin ich wieder ab 8.45 Uhr im meeting - Raum und empfange die Kinder. Die Kinder, mit denen ich gesprochen habe ggf. Fragen geklärt habe, dürfen dann wieder auflegen und austreten. Vielleicht entlasten wir so das System.
Da sich diese Mail von meiner Wahrnehmung sehr unterschied, stieg langsam Wut in mir auf. Ich habe sechs Kinder gesehen die 15 lange Minuten stumm vor dem Bildschirm auf ihre Lehrerin gewartet haben. “Ab morgen bin ich wieder…” klang da für mich fast wie Hohn. Und welches System will die Lehrerin entlasten? Lag es an Jitsi, dass die Kinder ohne Lehrerin in dem Meeting feststeckten?
Ich beschreib der Lehrerin die Situation auf unserer Seite des Internets. Ich wollte herausfinden, was da schief gelaufen war. Seit ich im Bereich Internet tätig bin besteht mein Berufsalltag sowieso überwiegend aus der Fehlersuche. Die Antwort der Lehrerin kam um 15:18 Uhr:
Wie in der vorangegangenen Mail schon erwähnt, ist es ein mir bekanntes Problem. Gern nehme ich jede Hilfe und Verbesserungsvorschläge an. Denn es bedeutet für alle Seiten Kinder, Eltern und Lehrer Anspannung, wenn die Technik nicht funktioniert.
Also das Problem scheint der Lehrerin bekannt zu sein. Das ist gut. Dann werde ich es auch lösen können. Jetzt ist der Detektiv in mir geweckt. Aber noch weiß ich nicht genau, wo ich ansetzten soll. Offensichtlich war die Lererin mit einigen Kindern in einem anderen Meeting-Raum, wie die sechs Kinder, die ich gesehen habe.
Oft hilft es die digitalen (unverständlichen) Vorgänge in die analoge Welt zu übersetzen. Mein Sohn saß im Klassenzimmer “XYZ”, der Rest der Klasse im Raum “ABC”. Beide Räume befanden sich im Schulgebäude “Jitsi”. Die Adressen und Raumbezeichnungen im Internet werden durch die URL (Uniform Resource Locator) beschrieben.
Um 14:51 Uhr hatte die Lehrerin nochmal an alle Eltern eine Mail mit dem Link zum Meeting für den morgigen Tag geschickt. Diese schaute ich mir jetzt genauer an. Und was entdeckte ich? Ein Leerzeichen. Am Ende des Links hatte sich ein “geschütztes Leerzeichen” hinzugeschummelt. Dieses konnte man erst entdecken, wenn man die Maus über den Link bewegte - der Unterstrich war länger als die eigentliche URL.
In HTML, der Programmiersprache mit der “formatierte” E-Mails verfasst werden, stellt sich dieser Link so dar:
<a href="https://meet.jit.si/SchuleKlasse%C2%A0">https://meet.jit.si/SchuleKlasse </a>
Jetzt war es klar. Während mein Sohn und fünf weitere im Raum “SchuleRaum%C2%A0” warteten, begrüßte die Lehrerin die übrigen Schüler im Raum “SchuleRaum”. Das hätte mir als Internet-Profi auffallen müssen, aber ich hatte in diesem Fall der Autorität Lehrerin vertraut und den Link als gegeben hingenommen;-)
Die Moral von der Geschichte: Bleiben Sie misstrauisch und forschen Sie selbst!
Zum Schluß noch ein Tipp, der auch vor Viren und Fishing-Versuchen schützt, zumindest an Desktop-PCs mit Maus;-)
Fahren Sie immer mit der Maus über einen Link, bevor Sie ihn anklicken und vergleichen Sie die dargestellte Adresse mit der links unten im Fenster angezeigten Adresse (URL). Bei manchen Programmen wird die URL auch in einem kleinen Popup direkt bei der Maus sichtbar.