Editorial NACHHALL Nr. 38
Was bedeutet „Offenheit zum Gegensätzlichen“ im Angesicht des Terrors? Wo und wie kann ich Haltung zeigen, ohne zu verurteilen? Könnte nicht der Fußball mit Geld, Geste und Wir-Gefühl Frieden stiften?
Als die Idee zum NACHHALL geboren wurde, war unser Motto „Offenheit zum Gegensätzlichen“. Und noch immer versuchen wir, diesem Motto gerecht zu werden. Leider ist es oftmals schwierig bis unmöglich, die Gegenseite ins Wort zu heben. Zu schnell wird man in eine Ecke gestellt, mit der das andere Lager nicht mehr sprechen möchte.
Bisher ist es uns aber, wie ich finde, relativ gut gelungen, den Positionen des Mainstreams sachte und fundiert Paroli zu bieten. Mit dem Terror der Hamas vom 7. Oktober 2023 wurde dies für mich beinahe unmöglich. Um dieses Editorial nicht zu sprengen, habe ich meine Gedanken ausführlich hier erläutert.
Palästinensischer Terror hat schon weit vor meiner Geburt in München am Flughafen Riem Menschenleben gefordert. Das Versäumnis der Sicherheitskräfte damals ist insofern dramatisch, als es zwei Jahre später bei der Olympiade zur Katastrophe kam. Weltweit wurde darüber berichtet.
Die heutige Mainstream-Meinung geht in Richtung Opfer-Täter-Umkehr.
Israel wird als Apartheidstaat an den Pranger gestellt, als Besatzungsmacht und Unterdrücker. Der Kampf der Hamas wird zunehmend als Befreiungskampf und Notwehr erzählt. Der Krieg gegen alle Juden und die Geiselnahme unschuldiger Zivilisten durch die Hamas wird in einen angeblichen Völkermord durch Israel umgedeutet.
Es scheint so, als ob die Zivilbevölkerung Palästinas von seinen reichen, arabischen Nachbarn absichtlich arm gehalten und gleichzeitig die Hamas aufgerüstet wurde. Gaza wurde nicht als weltoffene, sympathische Großstadt am Mittelmeer gefördert, sondern zu einer militärischen Festung ausgebaut, die ganz bewusst die eigene Bevölkerung als Schutzschild verwendet. Die Türkei, Ägypten, Saudi-Arabien und nicht zuletzt Katar hätten dort mit ein paar Millionen oder Milliarden Großartiges bauen können. Das Geld wäre gut angelegt gewesen und hätte zum Frieden beigetragen. Es wäre eine große Geste und Chance der arabischen Welt gewesen. Vor diesem Hintergrund sehe ich die Fußball-WM 2022 in Katar und die mögliche WM 2034 in Saudi-Arabien nochmals kritischer.
Vielleicht könnte der Fußball oder auch andere Sportarten zum Frieden beitragen? Im Geiste der Olympischen Spiele und gerade als Antwort auf 1972. Rasen und Tore statt Tunnel und Raketen – das wär’ doch was!
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