Editorial NACHHALL Nr. 41
Der Frühling schmeichelt der Seele, das Fernsehen malt die Hölle in grünen Farben. Sonnenstrahlen schmelzen das Eis, im Netz wird die Spaltung der Gesellschaft gelinkt. Sarkasmus sei mir verziehen!
Die Frühblüher sind da! Erste Schneeglöckchen und Krokusse sprießen hervor. Sonnenstrahlen und frisches Grün bringen uns Freude und Hoffnung zurück.
In krassem Gegensatz dazu schwören uns die Medien auf einen Krieg ein, den die Mehrheit im Land wohl noch ablehnen würde. Aber wenn es mit der Propaganda so weitergeht, kann das auch schnell kippen. Wir haben vor vier Jahren erlebt, wie schnell (fast) alle (begeistert) mitgemacht haben. Und wie viele sich jetzt gegen vermeintlichen Rechtsextremismus und die AfD mobilisieren lassen.
Es wäre Zeit für einen bundesweiten Volksentscheid. Wobei in Wahrheit Zeitpunkt und Fragestellung darüber entscheiden könnten, ob Deutschland in den Krieg zieht. Vielleicht auch die Meinung der Experten. Oder die Fußball-Europameisterschaft. Meine einzige Hoffnung einen 3. Weltkrieg zu verhindern ist, dass möglichst viele AfD-Mitglieder offen dafür stimmen. Dann werden die anderen Parteien einen Weg finden, die Wahl für ungültig zu erklären.
Solange aber die Rechten einen Krieg mit Russland vermeiden wollen, solange werden die Linken ihr Heil genau dort suchen. Wir müssen lautstark Atomwaffen und Bodentruppen fordern, bis den Grünen ein Licht aufgeht.
Bei Markus Lanz habe ich eine interessante Theorie gehört: Die Regierenden, insbesondere die Grünen, sind so veränderungswillig, dass ihnen keine Veränderung zu schnell geht. Sie wollen alles auf einmal und überfahren dabei so manche Ampel. Und sie verlieren die vielen einfachen, dummen und braven Menschen im Land. Wer das Tempo nicht mitgehen kann, soll dann per Gesetz zum Mitlaufen gezwungen werden.
Die Behinderten, die dann immer noch die Frechheit haben, eine kleine Verschnaufpause machen zu wollen, werden als Faschisten und Demokratiefeinde aus dem Land geworfen. Ach nee, gehen freiwillig.
Irgendwie erinnert mich das alles an den Gegensatztag im Kindergarten. Ganz moderne Pädagogik! Da wird den Kindern gesagt, bitte esst auf keinen Fall Salat, weil die Petra den so gerne mag. Und schon wollen alle Kinder der Petra den Salat wegessen. Hat ja auch Jesus schon so gelehrt, einfach seine andere Wange hinzuhalten, wenn einer einen Schlagabtausch will.
Es wird alles gut!
Ein paar Ergänzungen und Quellen zum Editorial, Fakten zur Ironie:
Eine Mehrheit will verhandelten Frieden, aber in Deutschland blühen Kriegsphantasien
Eine ECFR-Umfrage zur öffentlichen Meinung zum Russland-Ukraine-Krieg und zur Lage der politischen Systeme in den Mitgliedstaaten, der EU und den USA zeigen zunächst, dass dieser Krieg in der Öffentlichkeit sehr präsent ist, und die allermeisten Menschen sich darüber Gedanken machen. Was sie erwarten, bzw. selbst tun würden, ist allerdings grundverschieden von dem, was deutsche und europäische Politik anbietet. Gewiss, Umfragen sind Momentaufnahmen, denen man nicht hinterherlaufen sollte, aber wir haben Europawahlen und überdies noch drei Wahlen in Deutschland.1
In den letzten Tagen hat Macron die Möglichkeit der Entsendung von NATO-Truppen in die Ukraine angesprochen, Scholz hat bestätigt, dass sich westliche Spezialtruppen bereits in der Ukraine befinden – und sich aktiv an der Ausrichtung und dem Abschuss westlicher Raketen auf russische Ziele beteiligen, wie die New York Times berichtete –, Stoltenberg hat erklärt, dass die NATO der Ukraine grünes Licht gegeben hat, vom Westen gelieferte F-16-Kampfflugzeuge einzusetzen, um Ziele in Russland anzugreifen, und die NATO hat ihre größte Militärübung in Europa seit dem Kalten Krieg begonnen. (...)
Das ist ein erschreckend gefährliches Verhalten der NATO: Wir werden buchstäblich in einen totalen Krieg mit Russland hineingezogen, ohne dass es auch nur den Hauch einer öffentlichen Debatte gibt. In der Tat ist den meisten Menschen nicht bewusst, dass wir uns nur deshalb noch nicht in einem direkten Konflikt mit Russland befinden, weil Russland angesichts der westlichen Aggression bisher große Zurückhaltung gezeigt hat. Aber wie lange noch?2
„Taurus für die Ukraine – zusammen bis zum Sieg“
Martialische Botschaft auf der Kleidung von Strack-Zimmermann.3
Pullis tragen für den Sieg – das soll’s gewesen sein? Oder Taurus-Raketen liefern? Das wird nicht reichen. Schicken Sie Ihre Bundeswehr, wenn wir „zusammen“ siegen sollen. Schicken Sie die Nato!4
Und so ist das T-Shirt der Strack-Zimmermann unstimmig und stimmig zugleich. Ja, es passt nicht zur gediegenen Stimmung im Land, zu der "deutschen Kriegsmüdigkeit", wie wir unsere Schockstarre manchmal beschönigen. Es passt nicht zur deutschen Angst vor schierer russischer Gewalt, die wir in Pietät hüllen und deshalb eine Politikerin wegen ihrer textilen Ausdrucksweise rügen.
Das Shirt passt aber durchaus zu dem, was die FDP-Frau vermutlich denkt: Ohne Taurus keine Freiheit.5
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Empfehlungen (Filme, Bücher & Podcasts)
Übersetzt mit deepL, Englischer Originaltext: Over the past few days, we’ve had Macron raise the possibility of sending NATO troops to Ukraine, Scholz confirm that Western specials troops are already in Ukraine — and actively participating in the targeting and firing of Western missiles on Russian targets, as the New York Times reported —, Stoltenberg say that NATO has given Ukraine the green light to use Western-supplied F-16s to strike targets in Russia, and NATO begin its largest military exercise in Europe since the Cold War. (...)
This is terrifyingly dangerous behaviour on NATO’s behalf: we are literally being dragged into an all-out war with Russia without even the hint of a public debate. Indeed, most people don’t realise that the only reason we’re not in a direct conflict with Russia yet is because Russia has so far shown great restraint in the face of Western aggression. But for how long?
https://www.n-tv.de/politik/politik_wieduwilts_woche/Politikerin-traegt-Kriegsbotschaft-auf-einem-T-Shirt-ist-das-stimmig-article24759493.html