„United by Music“ war das diesjährige Motto des Eurovision Song Contests. Vor einem Jahr, im Editorial zum NACHHALL 33 hatte ich diese hoffnungsvolle Botschaft noch als Entschuldigung angeführt. Doch dieses Jahr überwog eindeutig das Spaltende.
Das Coverbild für diese Ausgabe hat Alexa Rodrian fotografiert. Es passt ganz wunderbar zu unserer Situation und deutet die Transformation an. Alles hängt am seidenen Faden.
Alice Herz-Sommer wurde 110 Jahre alt. Als Pianistin von Theresienstadt rettete sie mit ihrer Musik nicht nur sich selbst, sondern schuf für ihren Sohn ein Paradies inmitten der Hölle. Vielen Juden, aber auch Nazis, schenkte Alice mit Chopin-Etüden Hoffnung. Zu ihrem 10. Todestag, am Jom haScho’a und 79. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager, durfte ich die Kraft dieser Musik erleben. Das anschließende gemeinsame Gebet in der Münchner Synagoge hat Menschen verschiedener Konfessionen, Geschlechter und Generationen verbunden.
Während ich letztes Jahr an dieser Stelle noch an „ein bisschen Frieden“ erinnert und geglaubt habe, bin ich heute ratlos aufgrund der allgegenwärtigen Kriegsrhetorik. Konstantin Wecker war für viele Menschen der Friedensbewegung ein Fixstern. Dann hat er während der Corona-Jahre „Querdenkende“ ausgegrenzt und verweigerte selbst alten Freunden den Dialog.
Europa war gestern beim ESC-Finale nicht durch die Musik vereint, sondern tief gespalten. Auch die große Kluft zwischen sogenannten Experten und den Publikumsstimmen ist bezeichnend. Bei diesem Musikwettbewerb, der behauptet unpolitisch zu sein, war alles politisch korrekt.
Die Ursachen für diese Schizophrenie der Gesellschaft liegen tief in jedem von uns verborgen und beginnen in der frühkindlichen Entwicklung. Und so fällt es mir leicht den Bogen zum Muttertag zu schlagen, und meiner Mutter von ganzem Herzen zu danken, für ihre bedingungslose Liebe.
Bevor ich noch ein paar bemerkenswerte Tweets zitiere (siehe nächste Seite), die den Zustand unserer Gesellschaft beschreiben, möchte ich eine Kurznachricht mit euch teilen, die heut morgen auf meinem Smartphone erschien:
Umgekehrt: Heute danke ich mal Dir, dass ich Deine Mutter bin. Es ist das größte und schönste Geschenk in meinem Leben. Mami
Ja, es gibt Hoffnung – Musik, Mütter und Dankbarkeit!
Julian Marius Plutz
Ich möchte mich mit dieser peinlichen, klischeebeladenen, judenfeindlichen, geschmacklosen, musikalisch unterirdischen, degoutanten Veranstaltung nicht mehr befassen. Das gilt unbefristet.
Haben Homosexuelle über Jahrhunderte umsonst gegen Klischees gekämpft, damit irgendwelche wohlstandsverwahrlosten Globohomos genau diese Klischees als schwulen Standard verkaufen?
Haben Juden über Jahrtausende für ihren Staat gekämpft, damit ein nonbinärer Fisch namens Nemo einem Millionenpublikum seinen unmaßgeblichen Israelhass präsentiert?
Und was zur Hölle ist überhaupt nonbinär und was berechtigt diese Leute, ihre Sexualität, die mir scheiß egal ist, jedem unter die Nase zu reiben?
Diese Gesellschaft kann vor Dekadenz und Abwesenheit von Werten bald einpacken. Und wenn sie nicht endlich die Zeichen der Zeit erkennt, dann hat sie sich das auch redlich verdient.
https://twitter.com/JulianMPlutz/status/1789573467903250776
Roger Letsch
Für mich war der ESC ehrlich gesagt immer ein Witz, ein Lach-Dir-Was-Event, bei dem man beim Kartenspielen sitzt und die Seilschaften von Balkan bis Sowjetistan beim Punkte verschieben und Deutschland beim Punkte versieben zusieht. Ein peinliches Politikum, das vorgibt, unpolitisch zu sein. Ein bedeutungsbetrunkenes, albernes, irrelevantes, übergeschnapptes aber auch irgendwie schräg-sympathisches Panoptikum, das schon immer da war und auch gern bleiben darf, einmal im Jahr. Eine Kulturkonstante wie Oktoberfest und Kieler Woche, obwohl voll von Musik, die ich nie höre oder falls doch, schnell wieder vergesse. Ein Knallbonbon der Verrücktheit eben.
Nie habe ich abgestimmt, nie Anteil genommen, nie Partei ergriffen. Wenn ich aber den Hass der Hamas-Terror-Freunde rund um Greta Thunberg auf Israel und die Sängerin Eden Golan sehe, werde ich schon aus Prinzip erstmals meinen winzigen Beitrag dazu leisten, dass der ESC 2025 in Israel stattfinden wird. Ein geeigneter Platz wäre der Ort des Nova-Festivals. Das perfekte Datum wäre der 7. Oktober. Das geeignete Symbol für die Veranstaltung wäre ein in Richtung Hamas und deren Terrorfreunde in Ost und West gereckter Mittelfinger.
https://twitter.com/unbesorgt/status/1789014099831001497
Gerd Buurmann
Ich wünsche mir, dass die palästinensische Autonomiebehörde beim nächsten Eurovision Song Contest mitmachen darf, gewinnt und dann den Wettbewerb ausrichtet. Mal schauen, wie divers die Show dann sein wird.